17 Oktober 2017

Vertuschungen bei VW Sachsen: „Es ist alles noch viel schlimmer“

Westsachsen/Chemnitz.- Sind es rund 20.000 oder genau 842 falsch verbaute Einspritzdüsen? Das ist die spannende Frage, die derzeit innerhalb von VW Sachsen heiß diskutiert wird. Während Pressesprecher Gunter Sandmann das Problem herunterspielt und bei seiner Zahl 842 bleibt, die er – Zitat: „…auf Anfrage der BILD erarbeitet und auch interessierten sächsischen Medien zugeleitet hatte…“, wissen es die Mitarbeiter im Motorenwerk Chemnitz offenbar besser: „Wir haben über mehrere Wochen in allen drei Schichten den falschen Scannercode benutzt“, so ein sichtlich zerknirschter Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden möchte. Wie es dazu kam, konnte er nicht genau sagen. Weil an den Verpackungen der Einspritzdüsen die Barcodes manchmal schlecht einzulesen sind, hat man wohl ein Exemplar genommen und es auf die Werkbank geklebt. „Darüber sind dann alle diese Hochdruckeinspritzventile eingescannt worden. Dummerweise war es der Code für eine andere Klassierung“, so ein weiterer Angestellter bei VW. Er schätzt die Zahl der dadurch fehlerhaft laufenden Motoren auf mehr als 20.000 und wundert sich über die lasche Handhabung des Problems seitens der Werkleitung: „Es ist alles noch viel schlimmer“, meint er und fügt hinzu, dass dies nur die Spitze eines Eisberges sei. Weitere Ungereimtheiten würden der Belegschaft schon lange sauer aufstoßen.
Im auf Anfrage erarbeiteten Bericht der Pressestelle von VW Sachsen liest sich das so:
Die Geschäftsführung selbst hüllt sich in Schweigen. Eine Anfrage zum Thema vom 13. September an Geschäftsführer Prof. Dr. Siegfried Fiebig (kleines Foto links) blieb bis heute unbeantwortet.
„Durch einen nach Umbau der Montagelinie 3 nicht korrekt programmierten Kamerascanner ist es an insgesamt 842 TSI Motoren aus dem Standort Chemnitz zum Verbau von Hochdruckeinspritzventilen mit unterschiedlicher Klassierung gekommen. Nach unserem Kenntnisstand hat der Verbau keine Auswirkungen auf Motorleistung, Fahrverhalten und Emissionswerte. Der Scanner ist inzwischen vollfunktionstüchtig und die Prozesssicherheit uneingeschränkt gegeben. Am Standort Chemnitz wurden in diesem Jahr bereits rund 550.000 TSI Motoren (Status 09/17: rd. 600.000) gebaut.“

Beispielfoto oben: dpa
Portraitfoto: VW Homepage